FAQ
Was ist Onlineberatung?
Hier zwei Definitionen:
"Psychologische Online-Beratung ist eine aktive, helfende Begegnung resp. Beziehung zwischen einem/einer Ratsuchenden und einer/einem psychologischen BeraterIn. Sie findet virtuell im Internet mittels dessen spezifischen Kommunikationsformen (E-Mail, Chat, Forum etc.) statt, wobei die KlientInnen Ort und Zeitpunkt der Problemformulierungen selber bestimmen. Sie hat zum Ziel, bei den KlientInnen kognitiv-emotionale Lernprozesse anzuregen, damit die Selbststeuerungs- und Handlungsfähigkeit wieder erlangt oder verbessert werden kann. Psychologische Online-BeraterInnen stützen ihre Beratung auf anerkannte psychologisch-beraterische Methoden und halten sich an medienspezifisch erweiterte berufsethische Standards (Schweigepflicht, Datenschutz, Erkennbarkeit der Beraterpersönlichkeit, inklusive ihrer Kompetenz und der Kostenfrage)."
Soweit aus dem "Kompetenzprofil für Onlineberater" des FSP, 2003.
Link.. zum Kompetenzprofil (pdf-Format)
oder
"Ein proaktiver, ganzheitlicher Prozess, der Menschen hilft, zu lernen Lebensprobleme zu bewältigen und der die gesunde Entwicklung fördert. Es ist ein zwischenmenschlicher Prozess unter Beteiligung eines professionellen Helfers/einer professionellen Helferin mit einer erforderlichen akademischen Ausbildung und mit Beratungserfahrung, der die wissenschaftlich geprüften Methoden einsetzt und mit Individuen, Familien, Gruppen ...arbeitet, die Beistand/Hilfe suchen. Der Prozess beinhaltet, den Klienten/die Klientin instand zu setzen, sich für erreichbare Ziele zu entscheiden und persönliche und Umgebungsressourcen zu erkennen, zu entwickeln und zu nutzen, um diese Ziele zu erreichen. Je nach Situation des Klienten/der Klientin können diese Prozesse:
a) wachstumsfördernd sein (z.B. helfen, gesunde Entwicklung ungehindert zu erreichen)
b) präventiv sein (z.B. verhindern, dass eine Schwierigkeit entsteht
c) auf Heilung gerichtet sein (z.B. ein unangepasstes und störendes Entwicklungsmuster auf eine gesunde Richtung lenken
d) rehabilitativ sein (z.B. Klientinnen helfen, existierende Bewältigungseinschränkungen und - behinderungen zu kompensieren durch die Förderung anderer Kräfte, die sie besitzen und/oder
e) Wohlbefinden erhöhen (z.B. durch die Verbesserung der Lebensqualität über das bisherige Mass hinaus."
nach Hershenson, Power und Waldo, zit. nach Zimmermann 2004
Kann Onlineberatung Menschen in Krisen helfen, obwohl man den ratsuchenden Menschen weder sieht noch hört? Fehlen dadurch nicht wesentliche Informationen für Onlineberater?
Ja, denn:
- nach meinen Erfahrungen als Onlineberaterin können Menschen in der Onlineberatung wie das in der Romanliteratur oder in Gedichten ebenfalls der Fall ist durchaus ihre Gefühle und Emotionen schriftlich festhalten, um diese der Beraterin / dem Berater so zu transportieren
- wer eine Onlineberatung in Anspruch nimmt, dessen Anliegen ist u.a., eine Lösung für die eigenen Probleme und eventuell auch Probleme von Menschen aus dem eigenen Umfeld zu finden. Insofern versuchen die Betroffenen, die Problemlage so gut als gerade möglich darzustellen
- ein großer Vorteil der Onlineberatung gegenüber der persönlichen und telefonischen Beratung ist, dass die gemeinsame Beratung auch noch lange Zeit nachdem die Beratung stattgefunden hat zugänglich ist. Somit hat die Onlineberatung vie E-Mail oder Chat oft einen nachhaltigeren Effekt, als das bei Beratungsgesprächen der Fall ist
- NutzerInnen einer E-Mailberatung können in dem Moment, in dem das Problem akut ist, am größten erscheint bzw. wenn sie wirklich Zeit dazu haben ihre E-Mail verfassen und müssen nicht zu einem länger vorher vereinbarten Termin ihre Problematik erinnern und ihre Gefühle abrufbereit haben
Wo sehe ich die Grenzen der Onlineberatung?
Eine Onlineberatung geht zwar beizeiten tiefer, als es die telefonischen Beratungen allgemein tun, doch kann onlineberatung keine Therapie ersetzen, wo eine Therapie notwendig ist.
Für bestimmte psychische Erkrankungen bietet die Onlineberatung ebenfalls zu wenig Möglichkeiten, z.B. bei schweren Traumatisierungen, bei sozialen Phobien und akuter Suizidalität, eine komplette Therapie zu leisten. Die Onlineberatung kann für die beiden erstgenannten Erkrankungen Linderung bieten und die Wartezeiten auf einen Therapieplatz überbrücken helfen oder für das Aufsuchen einer qualifizierten Psychotherapie den Weg bahnen, da einige KlientInnen der Onlineberatung anfangs nicht bereit sind, psychotherapeutische Angebote wahrzunehmen, teils aus Furcht vor dem Unbekannten, teils aus Furcht vor Stigmatisierung und teils resultierend aus schlechten Vorerfahrungen. Die Anwesenheit der Therapeutin / des Therapeuten für bestimmte therapeutische Interventionen ist für genannte Erkrankungen wichtig. So kann man via Onlineberatung die KlientIn / den Klienten nicht "auffangen", wenn nötig, da zumindest bei der E-Mailberatung eine größere Zeitverzögerung ist. Selbstverständlich ist körperpsychotherapeutische Arbeit nicht möglich, Übungen, die die Anwesenheit der Therapeutin / des Therapeuten erfordern, sind nicht via Onlineberatung durchführbar etc.